Zwischen Realität und Virtualität- Infoabend zur Mediennutzung
„Kinder sind im echten Leben oft überbeschützt, im digitalen Leben aber zu wenig“, war das Fazit des Online-Elternabend „Wenn das Handy ins Kinderzimmer zieht“. Eingeladen hatten die Joß- Fritz- Grundschule zusammen mit dem Kreismedienzentrum (KMZ) Karlsruhe. Eltern aus verschiedenen Schulen sowie schulische Lehrkräfte nahmen an der abendlichen Videokonferenz teil. Ziel der Veranstaltung war es, Eltern praxisnah über aktuelle Entwicklungen im digitalen Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen zu informieren.
Viele Grundschulkinder besitzen schon eigene Handys, wie aus der aktuellen KIM-Studie 2024, die das Mediennutzungsverhalten von Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren untersucht, hervorgeht. Selbst sehr junge Kinder haben Zugang zu Videostreaming-Plattformen, Social Media und Spielen.
Es ging vor allem um die „Gerätchenfrage“, welche Apps sind überhaupt sinnvoll und altersgerecht sind. Besonders WhatsApp wurde kritisch beleuchtet. Zwar ist der Wunsch nach Kommunikation nachvollziehbar – viele Kinder fühlen sich aber durch die Menge an Nachrichten überfordert. Hier gelte es, digitale Kompetenzen aufzubauen, um einen selbstbestimmten und reflektierten Umgang mit Messenger-Diensten zu fördern.
Der Referent T. Traub, Leiter des KMZ, empfahl, das Thema aktiv im Familienverband zu besprechen. Wichtig sei, sich mit den Einstellungen innerhalb der Apps auseinanderzusetzen. So lassen sich beispielsweise bei WhatsApp Gruppeneinladungen begrenzen, Kontakte einschränken, sowie Datenschutz, Berechtigungen und Speicheroptionen anpassen. Eine klare Empfehlung lautete: Kein WhatsApp in der Grundschule – nicht aus Prinzip, sondern weil viele Kinder in diesem Alter mit der Komplexität der App und den sozialen Dynamiken in Gruppen noch überfordert sind.
Auch Social Media Plattformen, Videostreaming und Gaming standen im Fokus. Auffällig sei, dass Videostreaming bereits bei Kleinkindern verbreitet sei. Hier komme es weniger auf die Dauer als auf den Ort und Kontext der Nutzung an. Inhalte sollten begleitet und altersgerecht ausgewählt werden. Im Bereich Gaming wurden Plattformen wie Twitch oder Spiele wie Brawl Stars und Roblox thematisiert – Letzteres auch im Hinblick auf Cyber Grooming. Der Referent riet, Spiele lieber zu kaufen als auf In-App-Käufe zu setzen, um Kostenfallen und ständige Konsumanreize zu vermeiden, auch wenn der Anreiz, ein Spiel kostenfrei zu nutzen hoch ist.
Ein zentrales Fazit des Abends: Kinder sind im echten Leben oft überbeschützt, im digitalen Leben aber zu wenig. Eltern brauchen keine technischen Expert*innen zu sein – aber sie sollten verstehen, begleiten und schützen, wenn es um Mediennutzung geht, um Kinder vor ungewünschten Inhalten zu schützen, vor Missbrauch, sozialer Isolation, Verrohung und Sucht.
Als praktische Hilfestellung wurden unter anderen „klicksafe.de“ und die Plattform „Medien- kindersicher.de“ empfohlen – beide bieten verständliche Informationen und konkrete Tipps. Die Veranstaltung wurde von regem Elterninteresse und vielen Fragen begleitet. Der Newsletter des KMZ Karlsruhe informiert regelmäßig über weitere Angebote und Termine.